Heilmoor für die Gesundheit
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der Badearzt Dr. Adolf Böhm das hiesige Wiesenmoor und begründete so die Moorkuren in Langenschwalbach. Der Sage nach erschien ihm im Traum die „Lahme Liese“, eine im Wald lebende Kräuterfrau, die ihn in das Moor lockte. Die ersten Mooranwendungen fanden im Hotel Lindenhof statt.
1905 wurde das Moorbadehaus von Bad Sachwalbach als königliche Moorbadeanstalt zu Langenschwalbach feierlich eröffnet.
Da es nur ein geringes Hochmoorvorkommen gab, wurde aus nah liegenden Wiesentälern Moor nach Bad Schwalbach gebracht und in künstlich angelegten Moorgruben gelagert. Die heute 11 Gruben liegen etwa 1,5 km vom Moorbadehaus entfernt im Gerstruthtal, das direkt an den Kurpark anschließt und jeweils ein Fassungsvermögen von ca. 6.000 m³ haben.
Für die Kuranwendungen wird das Moor im Moorbadehaus gemahlen und gesiebt, anschließend mit dem Heilwasser von Adelheid-, Ehe- und Paulinenbrunnen gemischt und langsam auf 420 C erwärmt. Nach der Anwendung wird das Moor in die Gruben zurückgebracht. Dort ruht es rund zehn Jahre zur Regeneration, bevor es erneut verwendet werden kann.
Ein Transportsystem und seine Lösung
Anfangs wurde das Moor mit Pferdefuhrwerken in den Wintermonaten zu den Moorbunkern im Moorbadehaus gebracht. 1926 wurde dann die „Moorbahn“ als Feldbahn mit 600 mm Spurweite gebaut. Sie diente fortan für den Transport des Heilmmoors zur Entladestelle am Hang oberhalb des Moorbadehauses. 1963 wurde die Strecke teilweise neu trassiert und mit stärkerem Gleismaterial den höheren Achslasten des Lokbetriebs angepasst. Der Verlauf der alten Trasse ist stellenweise noch zu erkennen. 1985 investierte man noch einmal in die Beschaffung einer fabrikneuen Lokomotive der Firma SCHÖMA, die heute noch vom Kurbahn-Verein als Lok mit der Betriebsnummer „1“ betrieben wird.
Ein Moorzug bestand aus der grundsätzlich talseitig fahrenden Lok und 5-6 Kipploren. Über von der Strecke abzweigende Weichen fuhr die Bahn direkt in die Gruben hinein, wo die Gleise entsprechend des Abbaufortschritts von Hand weitergerückt werden mussten. Die Beladung der Loren erfolgte bis 1960 per Hand, danach von einem Unimog mit Greifereinrichtung und seit 1985 mit einem Raupenbagger. 1991 wurde der Bahnbetrieb eingestellt und der Moortransport wird seit dem mittels LKW bewerkstelligt.
Die Werksbahn wird zur Ausflugsbahn
Ab 1992 gab es mehrere Versuche die alte „Moorbahn“ als Ausflugsbahn wieder herzurichten. 1998 wurde dann schließlich der Bad Schwalbacher Kurbahn-Verein e.V. mit dem Ziel gegründet, die ehemalige „Moorbahn“ zu erhalten und künftig als Kurbahn mit Personenbeförderung zu betreiben.
Dazu musste zunächst die gesamte Gleisanlage wieder hergerichtet werden. An den Endpunkten der Strecke wurden Umsetzgleise mit Bahnsteigen errichtet und die Station Schwalbenbrunnen mit einem Ausweichgleis ausgestattet. Außerdem musste eine Umfahrungsstrecke um den Adelheidbrunnen gebaut werden, da die Bahn nicht mehr die bestehende Trasse direkt neben der Heilquelle befahren durfte.
Nach dem Bau, der für den Personenverkehr völlig neu konzipierten Wagen, konnte Ende September 2000 ein erster Probebetrieb aufgenommen werden. Anlässlich des hundertsten Geburtstags des Moorbadehauses wurden am 8. Main 2005 die neu gestalteten Stationen eingeweiht.
Eine Fahrt durch den reizvollen Landschaftspark dauert mit Umsetzaufenthalt an der Endstation etwa eine halbe Stunde. Sie können die Fahrt auch an den Moorgruben unterbrechen und mit einem der nächsten Züge zurück fahren. Bei schönem Wetter hält das „Kurbahn Café“ Kaffee, Kuchen und Erfrischungsgetränke für die Fahrgäste bereit.
Die Bahn wird von den Vereinsmitgliedern ehrenamtlich in ihrer Freizeit betrieben und unterhalten. Besondere Highlights sind „Winter ade“ zum Saisonstart und die Adventsfahrten.